Ich war sehr früh sehr begeistert vom Potenzial von KI im Allgemeinen. Meine ersten Berührungspunkte hatte ich bereits im Dezember 2017 im Zusammenhang mit der Frage, ob es möglich ist mit Hilfe von KI die Eintarifierung von Waren zu vereinfachen bzw. zu beschleunigen. Im Verhältnis zu einigen Tech-Urgesteinen ist dies sicherlich ein später Einstieg in das Thema. Als User und immer auch aus Sicht von Prozessoptimierung und Produktentwicklung, empfinde ich es jedoch weiterhin als ziemlich früh. Bis heute hat sich an meiner Faszination nichts geändert und ich bin sehr froh darüber, dass wir als ZOBA seit Mai 2022 intensiv an einem eigenen KI-Produkt (im Bereich Dokumenten-Workflow) arbeiten, dem wir hoffentlich bald auch einen eigenen Blogbeitrag spendieren können. 😊 Es dürfte also niemanden verwundern, dass ich selbst KI schlicht spannend und als Chance empfinde.
Wobei ich Ängste und Sorgen dennoch sehr gut nachvollziehen kann! Insbesondere durch die beeindruckenden Entwicklungsschritte in den letzten 12 Monaten dürfte bei Vielen angekommen sein, dass wir es hier mit dem nächsten Gamechanger zu tun haben, der es in jedem Fall mit Internet und Handy aufnehmen kann und – meiner Meinung nach – auch überflügeln wird. Um es mit einer Frage eines Referenten, dem ich vor kurzem zuhören durfte, noch einmal anders zu formulieren: „Wer kennt heute noch das Unternehmen Quelle?“ – vertrete ich auch die Meinung, dass es fahrlässig, wenn nicht sogar tödlich für ein Unternehmen sein kann, diesen Technologiesprung zu verschlafen.
Hinzu kommt, dass der Begriff „KI“ heute in allen Medien vertreten ist, so dass man als Konsument*in keine Chance mehr hat daran vorbeizukommen. Überall wird von neuen Möglichkeiten und der nächsten Branche berichtet, die durch den technischen Fortschritt vermeintlich keine Daseinsberechtigung mehr hat. Es ist von daher doch ganz natürlich, dass dies Ängste und Sorgen auslösen kann und nur bei dem geringeren Teil Euphorie und Gestaltungswille fördert. Wer schon einmal eine Systemumstellung oder auch Prozessveränderungen im Unternehmen begleitet oder miterlebt hat, weiß dass eine Veränderung häufig zu Ablehnung, Unverständnis und teils Ängsten führen kann. Es steht und fällt in der Regel mit der Kommunikation innerhalb des Unternehmens und der Kunst die verschiedenen Betroffenen inhaltlich und auch emotional abzuholen und diese idealerweise zur Mitgestaltung einzuladen. Wir hatten im Januar einen tollen Workshop bei dem innerhalb eines Open Space auch das Thema „KI“ vorgeschlagen und aufgegriffen worden ist. Es war großartig zu sehen, wie die Kolleg*innen in der Gruppe ihre Sorgen besprochen, neue Chancen entdeckt und ihr eigenes Arbeitsfeld aus einer neuen Perspektive betrachtet haben.
In unserer Branche sehe ich KI als Chance, sich wiederholende Arbeitsprozesse und Fleißaufgaben auf ein Minimum an Aufwand zu reduzieren. Die Rolle in der Zollsachbearbeitung wird sich mittelfristig entsprechend ändern und viel weniger „Eingabe und Datenübernahme“ bedeuten und viel mehr „Prüfung und Kontrolle“. Und vor allem „Seelsorge“. An der Notwendigkeit, fachliches Know-how vorzuhalten, zu pflegen und auszubauen wird sich hingegen nichts ändern – wobei auch hier der Zugang zu Wissen vermeintlich ein anderer wird. Da wir gleichzeitig feststellen, dass der Gesprächsbedarf unserer Kunden (in einer Zeit mit wachsender Anzahl an Verordnungen) stetig zunimmt, können wir der Verlagerung der Hauptaufgaben nur positiv entgegensehen.
Für mich ist KI kein Allheilmittel, sondern ein neues Werkzeug, das ausprobiert und auf das eigene Unternehmen angepasst werden will. Ob nun neue Grafiken, Marketingtexte, Tarifierung oder noch weit komplexere Prozesse abgebildet werden sollen – der User bzw. das Unternehmen sollte je nach Anwendungsfall über den Grad der Automatisierung entscheiden und immer wieder ins Monitoring gehen. KI kann vieles einfacher machen, aber unfehlbar ist sie schließlich nicht. Insbesondere bei Prozessen, die im Endeffekt zu einem Steuerbescheid führen oder in irgendeiner Weise eine Willenserklärung gegenüber den Behörden sind, werden wir nicht vollautomatisiert an KI übergeben. Es sei denn ich habe verpasst, dass die KI uns auch die Verantwortung und Haftung abnimmt. 😉
- Wie sind Ihre Erfahrungen mit KI?
- Arbeiten Sie bereits damit – im Bereich Zoll, Außenwirtschaft oder auch anderweitig?
- Kommen Sie bei den schnellen Entwicklungen aktuell noch hinterher oder fühlen Sie sich überrollt?
- Wie halten Sie sich auf dem aktuellen Stand?
- Und wie gehen Sie im Team mit eventuellen Ängsten und Sorgen um?
Ich freue mich auf Ihre Kommentare, Meinungen und Erfahrungen. Sehr gerne im Rahmen unserer kostenlosen Austauschrunde bei Kaffee und Kuchen. Hier geht’s zur Anmeldung: https://zoba.javis.de/onlineregistration/77
Sie können uns aber auch per E-Mail, Telefon oder als Kommentar zu unserem LinkedIn-Post Ihre Meinung zum Thema „Künstliche Intelligenz (KI) im Unternehmensalltag“ mitteilen.
Das Team der i-TMS/ZOBA freut sich in jedem Fall über Ihre Rückmeldungen!